Auch wenn wir hier Störche mit Telemetriesendern verfolgen, ist die Beringung nach wie vor die wichtige Standardmethode, um Daten über Vögel und ihr Leben zu gewinnen. Zudem ist sie billiger und einfacher in der Handhabung. Ringdaten liefern nicht nur eindrucksvolle Entfernungs- und Streckenrekorde, sondern wesentlich mehr. Voraussetzung ist allerdings, dass nicht nur beringt, sondern die Buchstaben-Ziffern-Kombination auf den Ringen auch möglichst oft abgelesen und gemeldet wird.
Über Rückmeldungen erhält die Beringungszentrale eine Fülle an Daten zur Lebensweise des Vogels. Jede gemeldete Sichtung ist ein Mosaiksteinchen aus seinem Leben, das unser Bild und unser Verständnis für die Biologie und Ökologie einer Vogelart vervollständigt. Aus Ringfundmeldungen lassen sich Aufenthaltsorte zur Brutzeit und im Winterquartier nachvollziehen, Zugwege und Zugstrategien herausfinden, Paarkonstellationen am Nest dokumentieren und das Geschlecht zuordnen, Bruterfolge messen, Verwandtschaftsbeziehungen über Generationen hinweg erkennen, Todesursachen ermitteln, das Lebensalter eines Vogels und die Altersstruktur einer Population errechnen. Bei manchen Vogelindividuen kann man im Laufe der Zeit sogar ganze Biografien nachvollziehen. Alle diese Daten und Fakten sind für die Wissenschaft wertvoll und für Schutzmaßnahmen unerlässlich.
Die Kunststoffringe für unsere Störche werden speziell hergestellt, mit fortlaufenden Buchstaben-Zahlen-Kombinationen sowie der Adresse einer Beringungszentrale versehen und über dem Fersengelenk des Vogels angebracht. Storchenringe sind so beschriftet, dass sie auch auf Distanz mit einem Spektiv (Fernrohr) mit großer Vergrößerung ablesbar sind, ohne die Vögel zu stören. Ein Ring behindert oder beeinträchtigt den Storch ebenso wenig wie ein Huckepack montierter Sender. Menschen, die Vögel beringen benötigen einen Kurs mit Prüfung und Praktikum, eine behördliche Genehmigung und spezielle Ringe von der Vogelwarte. Im Bild ein beringter Weißstorch, rechts oben ein Storchenring aus Kunststoff und darunter ein Aluminiumring, wie er für kleine Singvögel verwendet wird.
Tipp: Wenn Sie einen beringten Storch „ablesen“ oder einen mit einem kleinen Aluminiumring markierten Singvogel finden, melden Sie die Beobachtung bitte mit Ringnummer, Orts- und Zeitangabe an die für uns in Süddeutschland zuständige Beringungszentrale in Radolfzell (ring@ab.mpg.de), denn jedes Datum zählt!