Den Auftakt für die Fortschreibung unseres Naturparkplans 2030 bildete die 1. Mitglieder-Klausur am 12. Februar 2020 im Forum in Oberderdingen, moderiert vom Büro neulandplus, das unseren Naturparkplanprozess begleitet. Dabei wurden die Ziele und Rahmenbedingungen des Planungsprozesses vorgestellt. Naturparkvorsitzender Andreas Felchle umriss in seiner Begrüßung den Wandel des Naturparks seit seiner Gründung vor 40 Jahren von einem Verteilinstrument von Naturparkfördergeldern für Grillhütten und Sitzbänke zu einem Instrument für eine nachhaltige Entwicklung des Ländlichen Raums mit eigener Stimme.
Naturpark 2030
In welchem Naturpark wollen wir leben?
Überblick
Gemeinsam die Zukunft der Region gestalten
Der Naturparkplan 2030 wurde im Januar 2020 einstimmig vom Naturparkverein beschlossen:
- Naturparkplan 2030
- Naturparkplan 2030 Kurzfassung
Handlungsleitfaden und kein starres Planwerk
Der Naturparkplan 2030 versteht sich als Leitfaden und Ideengeber für die strategische Weiterentwicklung des Naturpark Stromberg-Heuchelberg für die nächsten 5 - 10 Jahre.
Er beschreibt inhaltliche Schwerpunkte, Ziele und Maßnahmen für die zukünftige Arbeit
des Naturparks. Dabei versteht er sich als ein flexibles, dynamisches Konzept, das offen
für Entwicklungen, Trends und Herausforderungen ist, die in der Zukunft entstehen werden.
Woher kommen wir und wo soll die Reise hingehen?
Mit Blick auf die vergangenen 40 Jahre, Rahmenbedingungen, Herausforderungen und Zukunftstrends hat der Naturpark Stromberg-Heuchelberg mit dem Naturparkplan 2030
seine Ziele und Leitprojekte für die kommenden Jahre neu ausgerichtet. Bei der Planentwicklung standen wichtige Fragestellungen im Mittelpunkt: Welche Ziele will der Naturpark erreichen? Welche Leitlinien und strategische Ansätze für die Zukunft gibt es?
Welche Projekte sollen in den nächsten Jahren umgesetzt werden? Auf diese Fragen
gibt der Naturparkplan Antworten und Empfehlungen.
Schwerpunktthemen des Naturparkplans
Der Naturparkplan beruht auf einer Ausgangslage mit einer Stärken-Schwächen-Analyse, den naturräumlichen und den rechtlichen Grundlagen. Er berücksichtigt Herausforderungen und Trends, die das Handeln des Naturparks beeinflussen. Es werden Handlungsfelder mit Leitlinien, Ziele, Maßnahmen und Leitprojekte für den Naturpark Stromberg-Heuchelberg formuliert. Strategische Ansätze zeigen auf, wie der Naturpark seine Aufgaben und Ziele verfolgt. Die Leitprojekte beschrieben mit dem Hauptleitmotiv des jeweiligen Handlungsfelds die Themen, die sich bei der Planerstellung als besonders zukunftsrelevant für den Naturpark herausgestellt haben.
Die Leitprojekte nach den Handlungsfeldern in der Übersicht:
1. Naturschutz und Landschaftspflege: Unsere Schätze bewahren.
- „Kampagne Blühender Naturpark“
- Bewusst Wild
- Leitartenkonzept und Artenkenner
2. Nachhaltiger Tourismus und Erholung: Kulturlandschaftserlebnis
mit Qualität und Respekt. Für Alle.
- Naturpark zu Fuß
- Gute Aussichten
- Mountainbike-Routen
- Naturpark lädt ein
- Naturpark für Alle
3. Bildung für nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit ist eine Haltung.
- BNE-Bildungsregion
- Schulpartnerschaften
- Naturparkzentrum als regionaler Ankerpunkt
- Naturerlebnisse mit Zertifikat
4. Nachhaltige Regionalentwicklung: Weiter denken. Näher handeln.
- Regionale Wertschöpfungsketten
- Partnernetzwerk Nachhaltiges Wirtschaften
- Charta Naturparkkommunen für biologische Vielfalt
- Fundraising für Öko-Maßnahmen
5. Information und Kommunikation: Zentral. Dezentral. Digital.
- Vorbildregion für Nachhaltigkeit
- Naturpark im Blick
Dialogprozess mit breiter Beteiligung
Die Entwicklung des Naturparkplans fand von Herbst 2019 bis Ende 2020 statt und war
mit einem dialogorientierten Beteiligungsprozess angelegt. Anliegen war, Menschen in der Region einzubeziehen, die bereits heute den Naturpark mitgestalten oder sich zukünftig engagieren wollen. In einem vielfältigen und zugleich zielgerichteten Dialogprozess waren somit Mitglieder, Akteure, Stadt- und Gemeinderäte, Partner, Naturpark-Geschäftsstelle, Interessierte sowie Expertinnen und Experten mit dem Blick von außen eingebunden.
Mit der aufkommenden Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 wurden Veranstaltungen und Beteiligungsformate vor Ort erst abgesagt, dann angepasst und modifiziert. Wenn möglich, wurde auf eine Präsenz verzichtet und auf Videokonferenzen umgestellt. Bei der Planentwicklung stand die Agentur neuland+ aus Aulendorf zur Seite. Sie unterstützten beim Dialogprozess, bei der Umsetzung der Veranstaltungsformate und der Planerarbeitung.
Ein großes Dankeschön an alle Beteiligten
Wir bedanken uns bei allen, die sich in den Naturparkplan mit ihren Ideen, ihrem Wissen,
ihrer Zeit und ihrem Engagement eingebracht haben. Sie alle haben das Planwerk in dieser Form erst möglich gemacht. Selbstverständlich möchten wir weiter alle herzlich einladen, sich in die Gestaltung des Naturparks Stromberg-Heuchelberg einzubringen.
Die Naturparkarbeit heute habe nur noch wenig mit den Auftritt und den Aktivitäten des Naturparks im Jahr 2000 zu tun. „Der Naturpark hat in vielen Bereichen sehr gute Arbeit geleistet“, betonte Felchle. Viele Rahmenbedingungen haben sich aber geändert, neue Anforderungen wie beispielsweise der Klimaschutz sind hinzugekommen. „Wir müssen auf diese Herausforderungen reagieren, als Verein aber immer darauf achten, dass wir nicht im Bemühen um eine weitere Optimierung und Verbesserung die Mitglieder zurück lassen oder verlieren oder dass wir uns mit Blick auf die begrenzten Ressourcen überheben“, so der Naturparkvorsitzende.
Über allem stehe der Leitsatz, dass der Naturpark nicht als Reglementierer auftritt, sondern der Region Angebote machen wolle. Die Akteure der Region sollen dazu eng eingebunden werden. Diesem Ziel dienen verschiedene Workshops zwischen März und Mai zu verschiedenen Themenstellungen. Zum Jahresende soll der Naturparkplan fertig vorliegen – quasi ein Geburtstagsgeschenk zum 40jährigen Bestehen. Der Naturpark war in den vergangenen Jahren bereits in unterschiedlicher Intensität in den vier Kernthemenbereichen Naturschutz, Erholung, Bildung für nachhaltige Entwicklung sowie nachhaltige Regionalentwicklung aktiv. In Gruppenarbeit wurden die seitherigen Aktivitäten diskutiert, herausgearbeitet was gut lief, wo es noch Entwicklungspotenzial gibt. Die Gewinnung von Landwirten und Wengertern als Naturparkpartner, die stärkere Zusammenarbeit mit dem Stadtmarketing der umliegenden Großstädte, der Ausbau barrierefreier Angebote oder die Nutzung von Ausgleichsmaßnahmen zur Umsetzung regionaler Biotopvernetzungskonzepte waren Teil einer ersten Ideensammlung, die in den Workshops fortgesetzt und vertieft werden soll.
„Es war zu spüren, dass das Thema nachhaltige Entwicklung zwischenzeitlich viel stärker präsent ist, als dies bei der Erarbeitung des Naturparkplans 2020 der Fall war“, resümierte Naturparkleiter Dietmar Gretter die Klausurtagung. „Mit unseren Naturparkmärkten, den Naturparkführern und sonstigen Veranstaltungen und Einrichtungen haben wir als Naturpark vielfältige Ansatzpunkte, diese oftmals sperrigen Themen so zu präsentieren, dass sie auch als Beitrag zur Lebensqualität für die Bewohner und Besucher des Naturparks erkennbar werden. Wir freuen uns auf die Diskussionen und Ideen in den Workshops.“
Parallel zu den Workshops werden die Gemeinderäte der Mitgliedskommunen informiert und befragt. Die Ergebnisse der Workshops werden in einer zweiten Mitgliederklausur im September beraten. Im November soll dann der neue Plan im Rahmen eines GenussScheune-Termins in Cleebronn der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Zusammenarbeit intensivieren, Bekanntheit erhöhen, Gastronomie einbinden
Zum ersten von insgesamt sieben Workshops im Rahmen der Fortschreibung des Naturparkplans trafen sich am 2. März rund 25 Touristiker aus der Naturparkregion um Zielfelder zu finden, die Rahmen- und Orientierungslinien für die zukünftige und wünschenswerte Entwicklung im Naturpark in den kommenden fünf bis 10 Jahren darstellen sollen. In seiner Begrüßung forderte Naturparkvorsitzender Andreas Felchle explizit dazu auf, sich beim Workshop bewusst keine Denkverbote aufzuerlegen sondern auch „undenkbare“ Vorschläge einzubringen. Beteiligt waren nicht nur Vertreter der Mitgliedsgemeinden, der Tourismusverbände und der touristischen Leistungsträger aus der Region. Auch Inklusionsbeauftragte oder die Familienherberge Lebensweg aus Schützingen ergänzten die Runde. Dies verdeutlicht ein wichtiges Ziel des Naturparkplans: Naturerlebnis und Erholungsangebote sollen sich an alle Bewohner und Besucher der Region richten, unabhängig von persönlichen Einschränkungen. Zum Auftakt waren die Workshopteilnehmer aufgefordert zu beschreiben, was für sie persönlich das Herzstück des Naturparks darstellt. Meistgenannt waren die naturnahe, kleinteilige Kulturlandschaft mit ihrer Beschaulichkeit und den vier „Ws“ – Wälder, Wein, (Obst)Wiesen und Wasser. Auch das Naturparkzentrum mit seinen Ausstellungen mochten viele Workshopteilnehmer nicht mehr missen. Und schließlich wurde auch das gute Miteinander der Akteure in der Region genannt. Dieses Miteinander betonten auch die Geschäftsführerinnen der hiesigen Tourismusverbände, Christina Lennhof für den Kraichgau-Stromberg-Tourismus und Tanja Seegelke für das Heilbronner Land, in ihren Impulsvorträgen. Beide sahen hier gute Ansätze, aber auch noch Potenzial. In drei Arbeitsgruppen zu den Themen „Besondere Naturerlebnisse“, „Wandern“ und „Radfahren“ sollten Ziele und Leitprojekte erarbeitet werden, um die Potenziale weiter ausschöpfen zu können. Moderiert durch Josef Bühler und Gerda Peuling vom Büro neulandplus brachten die Teilnehmer viele Anregungen und Impulse ein. Waren dies im Themenfeld „besondere Naturerlebnisse“ die barrierefreie Inszenierung der Aussichtspunkte der Region nach einem einheitlichen Konzept, das Angebot von Microadventures und Trekkingplätzen als naturnahe Übernachtungsmöglichkeit in den Stromberg-Wäldern oder die Konzeption profilgebender Events, standen bei den Themen „Wandern“ und „Radfahren“ insbesondere die Ausarbeitung von Angeboten für verschiedene Zielgruppen im Vordergrund, vom Mountainbiker bis zum Genussradler mit E-Bike. In allen drei Arbeitsgruppen wurde die Bedeutung der Rahmeninfrastruktur (Gastronomie, öffentlicher Nahverkehr) betont, und gerade bei diesen Handlungsfeldern ist auch die Bedeutung der regionalen Zusammenarbeit, ggf. über Kreisgrenzen hinweg, offensichtlich. Naturparkleiter Dietmar Gretter freute sich über die vielen guten Vorschläge für die künftige Naturparkarbeit im Handlungsfeld Erholung und dankte den Workshopteilnehmern für ihre engagierte Mitarbeit im Workshop: „Der Naturpark lebt von seinem engmaschigen Netzwerk an Akteuren aus den Themenbereichen Tourismus, Naturschutz und Landnutzung. Nur gemeinsam mit unseren Mitgliedsgemeinden und diesen Akteuren kann eine echte nachhaltige Entwicklung der Naturparkregion gelingen“.
Handlungsfelder der Naturparkarbeit
Naturparkplan 2020
Der aktuelle Planungsprozess schreibt den bisherigen Naturparkplan aus dem Jahr 2010 fort. Viele Inhalte des Planwerks sind heute noch aktuell.
Dieses Projekt wird gefördert nach der Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz zur Gewährung von Zuwendungen für Naturparke in Baden-Württemberg (VwV NPBW) aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg, der Lotterie Glücksspirale und der Europäischen Union (ELER).
Weitere Infos zu den Zielen der Europäischen Union zur Entwicklung des Ländlichen Raums 2014 - 2020