Baldrian wirkt wie ein Aphrodisiakum und lockt die Wildkatzen an. Während der Paarungszeit, zwischen Januar und März, reagieren die Wildkatzen am stärksten auf den Geruch von Baldrian. Sie reiben sich an den Lockstöcken, wobei am zuvor aufgerauten Holz Katzenhaare hängen bleiben. Die vermeintlichen Katzenhaare werden eingesammelt und in einem Labor untersucht. Das Ergebnis der genetischen Untersuchungen gibt nun sicher Auskunft darüber ob es sich um eine Hauskatze, eine Wildkatze oder ein Mischling zwischen diesen beiden, einen so genannten Blendling, handelt.
Die Wildkatze im Naturpark
Lebensraum Naturpark
Die Wildkatze ist der heimliche Rückkehrer im Naturpark. Auf leisen Sohlen, fast als 'Phantom des Strombergs', kehrt sie wohl bereits 1968 in dieses Gebiet zurück. Seit 1912 galt das scheue Waldtier in Deutschland als ausgestorben. Im Naturpark Stromberg-Heuchelberg wird von einer kleinen Wildkatzenpopulation mit bis zu 20 Tieren ausgegangen. Aufgrund der enormen Größe der Reviere wird auch angenommen, dass die Wildkatzen innerhalb des Naturparks weit umherstreifen.
Weitere Informationen zu diesem spannenden Thema finden Sie hier aufgeführt. Wenn Sie mehr wissen möchten, dann besuchen Sie doch das Naturparkzentrum an der Ehmetsklinge. Hier sind nicht nur Teile der Ausstellung unserer Wildkatze gewidmet, Sie können sich dort auch zusätzlich über kostenlose Broschüren oder interessante Bücher informieren.
Wildkatzen sind Einzelgänger, die zurückgezogen und versteckt in ihren Revieren leben. Vor allem in urwüchsigen, naturnahen Wäldern schlafen sie meist tagsüber und jagen nachts. Sie sehen den wildfarbenen, d.h. grau getigerten Hauskatzen ähnlich und werden deswegen oft mit ihnen verwechselt. Wildkatzen ernähren sich hauptsächlich von Mäusen. Die Wildkatze ist eine der seltensten einheimischen Säugetierarten. In der Roten Liste Deutschlands ist sie als gefährdet eingestuft.
Die europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) gehört in der Ordnung Carnivora (Raubtiere) der Familie der Felidae (Katzen) an. Sie ist mit der Hauskatze verwandt, diese stammt jedoch von der Unterart Nubischen Falbkatze (Felis silvestris lybica) ab und wurde vermutlich von den Römern aus Afrika nach Europa gebracht. Im Unterschied zu Hauskatzen bleiben Wildkatzen selbst in Gefangenschaft meist scheu und lassen sich nur selten zähmen.
Wildkatzen Steckbrief
Verbreitungsgebiet
Die Europäische Wildkatze ist in einigen Waldlandschaften wieder auf dem Vormarsch.
Jeder kennt ihre Verwandten, die Hauskatzen, doch die Wildkatzen bekommt man im Wald kaum einmal zu Gesicht. Sie ist deswegen für die meisten Menschen ein unbekanntes Wesen.
Die Wildkatze galt in Deutschland seit 1912 als ausgestorben, doch im Stromberg wurden bereits 1968 Spuren und Zeichen entdeckt, die auf ein lautloses Rückkehren der Wildkatze in die Wälder des Naturparkes hindeuteten.
Im Jahr 2011 gelang anhand einer überfahrenen Katze der genetische Nachweis von Wildkatzen im Naturpark, der mit acht weiteren genetischen Nachweisen im Rahmen einer vom Naturpark initiierten und betreuten Bachelorarbeit bestätigt werden konnte. Aktuell wird ein kleines Vorkommen mit etwa 10 bis 20 Tieren im Naturpark Stromberg-Heuchelberg vermutet.
Die Wildkatze war bis ins 20. Jahrhundert in Europa weit verbreitet. Aufgrund von Lebensraumverlust (Entwaldung, Ackerbau, Viehzucht) und gezielter Verfolgung, vor allem vom späten 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, sind die Wildkatzen stark dezimiert worden und sie konnten sich, wenn überhaupt, nur in den größeren Waldgebieten halten.
Die Gründe für die intensive Bejagung in dieser Zeit waren leider vielfältig: Wildtiere wurden als Bedrohung der Haustiere gesehen, zum Nahrungserwerb oder für adeliges Jagdvergnügen gejagt.
WildkatzenWelt Stromberg
Am 16. Mai 2016 wurde am Naturparkzentrum in Zaberfeld mit einem großen Aktionstag die WildkatzenWelt Stromberg eröffnet. Kein Gehege mit lebenden Wildkatzen, sondern eine umweltpädagogische Spiel- und Erlebnisanlage im Außenbereich sowie ein attraktives Ausstellungsmodul in der Dauerausstellung des Naturparkzentrums.
Als Umweltbildungseinrichtung und außerschulischer Lernort vermittelt die WildkatzenWelt Stromberg auf spielerische Art und Weise Informationen zur Ökologie, zum Körperbau, zu den Sinnesleistungen und zur Lebensweise der Wildkatze. Es ist das Ziel, über die Lebensweise der Wildkatze zu informieren, Begeisterung für die seltene heimische Wildtierart zu wecken und damit einen Beitrag zum Artenschutz der Wildkatze zu leisten. Die Wildkatze hat im Stromberg einen ihrer Verbreitungsschwerpunkte in Baden-Württemberg. Dennoch bekommt sie kaum einmal jemand zu Gesicht. In der WildkatzenWelt Stromberg heißt das Motto deshalb: Entdecke das Phantom des Strombergs.
Wildkatzen erleben
Wildkatzen sind sehr scheu und leben zurückgezogen in unseren Wäldern weshalb es nur selten gelingt, sie in freier Wildbahn zu beobachten, etwa mit Fotofallen. Gerade während der Aufzucht der Jungtiere sind Wildkatzen sehr störungsempfindlich.
Bei Störungen jeglicher Art versucht das Muttertier mit den Jungen in einen neuen Unterschlupf umzuziehen, was immer mit sehr vielen Gefahren für die heranwachsenden Kätzchen verbunden ist.
Im Wildparadies Tripsdrill oder im Wildpark Pforzheim lassen sich echte Wildkatzen im Gehege beobachten und im Naturparkzentrum gibt es eine große Ausstellung zur WildkatzenWelt.
Wildkatzenmonitoring im Naturpark
Die Lockstockmethode - Was ist das?
Hier finden Sie unsere aktuellsten Wildkatzenhinweise im Naturpark
Die Lockstockmethode
Europäische Wildkatzen sehen den wildfarbenen, d.h. grau getigerten Hauskatzen sehr ähnlich und werden deswegen oft mit ihnen verwechselt. Nur durch die genetische Analyse von Haarproben lassen sich die scheuen Waldbewohner sicher bestimmen.
Mithilfe der Baldrian-Lockstockmethode können Haarproben gewonnen werden ohne das Tier stören oder direkt beobachten zu müssen. Raue, mit Baldiran eingesprühte Holzlatten werden als Lockstöcke an geeigneten Standorten im Wald aufgestellt.
Lockstockaktion im Naturpark
Im Rahmen des Wildkatzen-Monitorings führt der Naturpark regelmäßig Lockstockaktionen durch. Ziel der Monitoring-Aktionen ist es, weitere Nachweise über die Wildkatze zu sammeln und somit die Wissensbasis über diese scheue Tierart und ihr Vorkommen im Stromberg-Heuchelberg zu erweitern. Die Betreuung der Lockstöcke übernehmen Beteiligte aus dem Bereich Forst, Jagd und Naturschutz.
Lockstockaktion 2023
Auch im Jahr 2023 (Januar bis Ende März) findet wieder eine Lockstockaktion im Naturpark statt. Dieses Mal wollen wir uns in enger Absprache mit der FVA an den Standards des FFH-Monitorings orientieren. Das dabei zu untersuchende Gebiet misst 10 x10 km und liegt innerhalb des Naturparks anteilig in den Landkreisen Ludwigsburg und Heilbronn und zu einem kleinen Teil im Enzkreis.
Die Methode erlaubt durch ein standardisierte Datenerhebung innerhalb von Sammelrastern nach Vorgaben des FFH-Monitorings eine regionale Dichteberechnung zu erhalten. Die Proben gehen dann an das Senckenberginstitut in die Wildtiergenetik. Durch sensiblere Geräte und zusätzlichen molekularbiologischen Methoden ist es dem Institut möglich, für die meisten Proben die Art, das Individuum, die Herkunftspopulation und den Hybridisierungsgrad zu bestimmen. Unsere Ergebnisse aus den bisherigen Lockstockaktionen lassen solche detaillierten Einblicke in die Population nicht zu.
Nach der letzten Lockstockaktion besteht wie in anderen Gebieten Baden-Württembergs auch bei uns im Naturpark der Verdacht einer erhöhten Hybridisierungsrate. Das standardisierte Vorgehen kombiniert mit den zusätzlichen molekularbiologischen Analysen soll hier belastbare Ergebnisse für ein Gefährdungsbeurteilung liefern.
Ziele dieser Lockstockaktion in Kürze:
- Bestimmung der regionale Wildkatzendichte
- Bestimmung der regionale Hybridisierungsrate
Was bisher geschah
Lockstockaktion 2017
- 4 Nachweisstandorte im Enzkreis und erste Videoaufnahme
Lockstockaktion 2012/2013
- ohne Erfolg (nur Hauskatzenhaare)
Lockstockaktion 2011 - erste Nachweise im Naturpark
- 8 Nachweisstandorte über den gesamten Naturpark verteilt
Lockstockaktion 2021 Nachweise in allen 4 Landkreisen
- 7 Wildkatzennachweise (außerdem 6 Hauskatzennachweise und 3 Proben mit Verdacht auf Hybridisierung)
Totfunde
2015 Überfahrener Kuder (männl. Tier) bei Knittlingen
2018 Totes Jungkätzchen (Reproduktionsnachweis) im Enzkreis
2022 Überfahrene Katze - Wildkatzenrückkreuzung (Elterntiere Wildkatze und Wildkatzenhybried)
Helfen Sie mit!
Wildkatzenforschung in Baden-Württemberg
Der Naturpark Stromberg-Heuchelberg engagiert sich im Rahmen des Monitorings, durch Lebensraum-verbesserungsmaßnahmen und durch sensibilisierende Öffentlichkeitsarbeit für den Schutz der Europäischen Wildkatze.
Weitere Informationen zum Wildkatzenschutz und -forschung in Baden-Württemberg finden Sie auf der Wildkatzen-Website der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt BW.
Zum Projekt "Wildkatzenwege im Kreis Ludwigsburg" erfahren Sie mehr auf der Webseite des BUND Kreisverbands Ludwigsburg unter folgendem Link:
www.bund.net/wildkatze-ludwigsburg
Flyer als Download
Unterstützen Sie das Wildkatzen-Monitoring!
Melden Sie Sichtungen und Totfunde in der Naturparkregion zeitnah an das Naturparkzentrum Zaberfeld oder die zuständigen Wildtierbeauftragten Ihres Landkreises.
Funde melden:
Bitte melden Sie Ihre entsprechende Beobachtung formlos und möglichst mit Foto, der genauen Zeit- und Ortsangabe an unsere aufgeführte Adresse. Alternativ dazu können Sie auch den beigefügten Meldebogen nutzen oder sich an Ihren Wildtierbeauftragten wenden. Vielen Dank!
Wild- oder Hauskatze?
Die Unterscheidung von Hauskatze und Wildkatze anhand der Fellmerkmale gibt keine abschließende Sicherheit. Eine eindeutige Bestimmung ist erst durch eine genetische Analyse (z. B. im Rahmen einer Lockstockaktion) möglich.
Wildkatze
Starke Wildkatzen-Kennzeichen dieser Katze sind die ockergraue Färbung des verwaschen getigerten Fells, die klar abgegrenzten Ringe des buschigen, stumpf endenden Schwanzes, der an der Schwanzwurzel endende Aalstrich auf dem Rücken sowie die vier dunklen Linien im Nacken.
Hauskatze
Deutliche Kennzeichen der Hauskatzen sind verbundene Ringe des Schwanzes sowie der fehlende Aalstrich. Für Hauskatze spricht die scharf abgegrenzte Tigerung sowie die eher blau-graue Färbung des Fells.
Dieses Projekt wird gefördert nach der Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz zur Gewährung von Zuwendungen für Naturparke in Baden-Württemberg (VwV NPBW) aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg, der Lotterie Glücksspirale und der Europäischen Union (ELER).
Weitere Infos zu den Zielen der Europäischen Union zur Entwicklung des Ländlichen Raums 2014 - 2020