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Eppinger-Linien-Weg

Kunst. Natur. Geschichte.

Wanderhighlight und Fenster zur Regionalgeschichte: Der gut 40 km lange Eppinger Linien-Weg im Bereich des Naturparks Stromberg-Heuchelberg zwischen Eppingen und Mühlacker wurde vor 30 Jahren als kulturhistorischer Wanderweg entlang der Eppinger Linien, der unter dem Türkenlouis 1695 errichteten Verteidigungsanlage angelegt, beschildert und mit Informationstafeln versehen. Großplastiken des Gemminger Künstlers Hinrich Zürn, die im Laufe des Jahres 2014 entlang des Eppinger Linien-Wegs installiert wurden sollen dazu beitragen, den Wanderweg touristisch attraktiver zu machen und als regionales Wanderhighlight aufzuwerten. Die Installationen transportieren auch thematische Inhalte zur spannenden deutsch-französischen Geschichte der Eppinger Linien, quasi als Fenster in die Regional- und Heimatgeschichte des Naturparks. Vor allem im Wald sind noch an vielen Stellen die historischen Anlagen als Wall und Graben erhalten. Verschiedentlich wurden Bestandteile der Eppinger Linien wie hölzerne Chartaquen rekonstruiert (Ottilienberg Eppingen und Mühlacker). Museen der Naturpark-Region behandeln die Eppinger Linien in unterschiedlicher Informationstiefe (z. B. das Stadt- und Fachwerkmuseum Eppingen und das Dorfmuseum Schmie). Der Wanderweg führt durch abwechslungsreiches Gebiet mit reizvollen Ausblicken über den Kraichgau und kulturellen Highlights wie dem Kloster Maulbronn. Einige kleinere Korrekturen an der Beschilderung, dem Wegeverlauf und der Weginfrastruktur wurden bereits umgesetzt, um den Weg noch wanderfreundlicher und abwechslungsreicher zu gestalten.

Eppinger-Linien-Weg: Qualitätsweg "Wanderbares Deutschland"

Weltweit werden inzwischen höchste Ansprüche an einen qualifizierten Wandertourismus gestellt. Auch der Eppinger-Linien-Weg hat sich diesen gestellt. Am 14. Januar 2017 wurde der Weg zwischen Mühlacker und Eppingen auf der Tourismusmesse CMT in Stuttgart erstmals mit dem Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ ausgezeichnet. Anfang 2024 wurde die erfolgreiche Auszeichnung zur zweiten Rezertifizierung vom Deutschen Wanderverband offiziell verliehen. Damit verbunden die Erlaubnis, für weitere drei Jahre das Gütesiegel „Qualitätsweg Wanderbares Deutschland“ zu verwenden.

Die Zertifizierung des Eppinger-Linien-Wegs ist ein Muster guter Zusammenarbeit im Netzwerk des Naturparks. Der Naturpark möchte deshalb allen danken, die dazu beitragen, die Qualität des Wanderweges aufrecht zu erhalten und zu steigern - von den Anrainerkommunen bis zu den Ortsgruppen des Schwäbischen Albvereins, von den Forst- und Naturschutzbehörden bis zu den Touristikern der Region.

Unser Eppinger-Linien-Weg auf outdooractive:

Wirksame Verteidigungsanlage - beachtenswertes Bodendenkmal

Die Tochter Karl Ludwigs von der Pfalz, Lieselotte, heiratete den Bruder Ludwigs XIV. von Frankreich, den Herzog von Orleans. Mit dem Tod von Lieselottes Bruder Karl im Jahr 1685 erhob Frankreich Anspruch auf Teile der Pfalz, obwohl ein solcher Anspruch durch Ehevertrag ausgeschlossen war.

1688 fielen französische Truppen im Südwesten Deutschlands ein. 1689 erging der Befehl zur Zerstörung der Pfalz. Mannheim, Heidelberg, Speyer, Worms, Sinsheim, Bretten, Heidelsheim und Bruchsal wurden neben vielen Dörfern niedergebrannt. Diese Politik der „verbrannten Erde“ bildete den Grundstein für die bis ins 20. Jahrhundert währende deutsch-französische „Erbfeindschaft“. Auch dort, wo die Bevölkerung nicht unmittelbar von kriegerischen Handlungen betroffen war, waren die Verluste durch Hunger und Seuchen groß.

Nach weiteren Plünderungen und Brandschatzungen durch die Franzosen übertrug Kaiser Leopold 1693 das Oberkommando an Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, den „Türkenlouis“. Dieser ließ zwischen Pforzheim und Neckargemünd eine Verteidigungslinie errichten, die möglichst leicht und mit geringen Truppen zu verteidigen war – die Eppinger Linien. Damit sollte der Kraichgau als Einfallspforte zwischen Schwarzwald und Odenwald geschlossen werden.

Unter Ausnutzung natürlicher Hindernisse wurde ein ca. 40 m tiefer Verhack aus übereinander gefällten Bäumen, ein etwa 2,5 m tiefer Graben sowie mit dem Aushub auf der feindabgewandten Seite ein Erdwall mit Palisaden angelegt. Wachtürme (Chartaquen) und Artilleriestellungen sorgten für zusätzlichen Schutz. Der Frondienst für den Ausbau der Anlage musste unter Androhung drastischer Strafen von der Bevölkerung geleistet werden: Zu großen Teilen von Menschen, die vor der Verteidigungslinie lebten. Die Bevölkerung litt enorm unter den Fronpflichten der arbeitsfähigen Männer. Schätzungen gehen von ca. 350.000 Schanztagen aus – Arbeitskraft, die auf den Feldern fehlte. Armut und Hunger folgten. Welcher Kontrast zu den Darstellungen der Barockzeit in Filmen oder Romanen als Zeit höfischen Prunks.

Das gesamte unter dem Türkenlouis errichtete Verteidigungssystem umfasst nicht nur die Eppinger Linien zwischen Neckargemünd und Pforzheim-Dillweißenstein, sondern setzt sich als Schwarzwaldlinien entlang des westlichen Schwarzwalds bis an den Hochrhein fort.  Mit ihrer Ausdehnung vom Neckar bis zum Südschwarzwald zählen die Schanzanlagen zu den größten Bodendenkmälern Baden-Württembergs. Innerhalb Baden-Württembergs sind  sie etwa länger als der obergermanisch-rätische Limes in diesem Gebiet.

Schanzanlagen und Rekonstruktionen entlang des Eppinger Linien-Wegs

Vielerorts, insbesondere im Wald, sind noch die originalen Relikte der Verteidigungsanlage erhalten. Die Gräben vermitteln einen Eindruck von der Mühsal und Plackerei bei der Errichtung der Linie in Handarbeit. Rekonstruktionen weiterer Bestandteile der Befestigungsanlagen, der Chartaquen, veranschaulichen den Aufbau und die militärische Funktion der Eppinger Linien.

Kernelement der Eppinger Linien ist ein Wall-Graben-System, das vielerorts zwischen Eppingen und Mühlacker noch gut erhalten, teilweise rekonstruiert ist. Im freien Feld wurde der Graben von wenigen Ausnahmen abgesehen größtenteils wieder eingeebnet.

Der Aushub des ca. 2,50 m tiefen Grabens wurde auf der feindabgewandten Seite zu einem Wall aufgetürmt, der teilweise zusätzlich mit Palisaden bestückt war. Was sich einfach anhört, war dennoch zur damaligen Zeit gleichermaßen schwer zu errichten und kaum zu überwinden. Weder von Reiterei noch von Infanteristen, die in der Regel mit rund 20 kg Marschgepäck belastet waren.

Insgesamt wurden für die Errichtung der Eppinger Linien rund 1,6 Millionen Kubikmeter Erde bewegt, rund 350.000 Schanztage geleistet. Die Errichtung der Gräben erfolgte in Handarbeit, in teils steilem, teils sehr steinigem Gelände.

Beim Ottilienberg im Stadtwald Eppingen sowie auf dem Sauberg, Gemarkung Mühlacker, befinden sich Rekonstruktionen hölzerner Wachtürme, sogenannter Chartaquen. Diese Wachtürme (Grundfläche 6 x 6 m) dienten zum einen der Befestigung von Ausfalltoren entlang der Verteidigungsanlage, zum andern der Beobachtung feindlicher Truppenbewegungen im Vorfeld der Linien.

Zwischen den Chartaquen bestand in der Regel Signalverbindung.

Der Begriff "Chartaque" ist kein französischer Ausdruck, sondern dem Ungarischen entlehnt. Tschardaken heißen heute noch die turmartigen Holzhäuschen zum Trocknen von Maiskolben im Burgenland. Der Türkenlouis hatte sie während des Türkenkrieges kennengelernt.

Neben den Rekonstruktionen in Eppingen und Mühlacker, die nicht an Originalstandorten errichtet wurden, sind noch die Grundrisse einer Chartaque bei Kürnbach (nahe der Skulptur "Weitblick") und bei Schmie an Originalstandorten erhalten. Eine weitere Chartaquerekonstruktion befindet sich außerhalb des Naturparks in der südlichen Fortsetzung des Eppinger-Linien-Wegs bei Niefern.

Strategisch wichtige Punkte entlang der Linien wurden mit Redouten (Erdschanzen) befestigt. Diese waren viereckig (40 x 40 m) oder sternförmig (Sternschanzen) gestaltet. Sie waren ständig mit  Besatzung belegt. Im Inneren der Schanzen befand sich ein Wachthaus in Blockhausbauweise mit Schießscharten. Die Bollwerke waren von Gräben und Palisaden umgeben. Der Zugang erfolgte über eine Zugbrücke. Ein Sternschanzen-Grundriss befindet sich am Sauberg auf Gemarkung Mühlacker (ober Ötisheim-Schönenberg).

Der Eppinger-Linien-Weg im Naturpark Stromberg-Heuchelberg führt entlang des ehemaligen Verteidungswalls auf rd. 40 km Gesamtstrecke von Eppingen über Sternenfels und Maulbronn bis nach Mühlacker. Die Wanderung eignet sich hervorragend als 2-Tages-Tour mit Tagesziel Sternenfels, kann aber auch in einzelnen Teilstücken erkundet werden. Wer mit etwas mehr Muße die kulturellen Angebote entlang des weges nutzen möchte - seien es die Skulpturen oder etwa auch das Kloster Maulbronn - erwandert den Weg in drei Etappen mit den Tageszielen Kürnbach und Maulbronn.

Südlich des Naturparks setzt sich der Eppinger Linienweg von Mühlacker bis Pforzheim-Dillweißenstein fort. 

Wandern entlang der Eppinger Linien: Eine Wanderung durch Städte, geprägt von Jahrhunderte altem Fachwerk, entlang der Eppinger Linien, die Ende des 17. Jahrhunderts während des pfälzischen Erbfolgekrieges errichtet wurden, mit atemberaubenden Aussichten über den Kraichgau.

Während der landschaftlich reizvollen Wanderung durch stille Wälder und idyllische Streuobstwiesen wird man über die Geschichte der breiten Schneisen und Schanzen aufgeklärt und kann Nachbauten der Chartaquen sowie vor allem im Wald die vielerorts gut erhaltenen Reste der Schanzanlage besichtigen. 18 Informationstafeln geben zusätzliche Informationen zum Aufbau und geschichtlichen Hintergrund des Verteidigungswalls.

In einem Skulpturenprojekt des Naturparks und der Anrainergemeinden wurden 2014 vom Gemminger Künstler Hinrich Zürn neun Großplastiken errichtet, die sowohl die Attraktrivität des Wanderwegs steigern als auch zur spannenden Aufarbeitung des historischen Hintergrundes beitragen sollen. Die Übergabe der Skulpturen an die breite Öffentlichkeit erfolgte am 28. September 2014 an verschiedenen Stationen entlang des Wanderwegs.

Wegeprofil

  • Start/Endpunkt: Bahnhof Eppingen / Bahnhof Mühlacker
  • Länge: 41,9 km
  • Dauer: 10 - 12 h
  • Höhenmeter: 496 m
  • Höchster Punkt: 384 m
  • Tiefster Punkt: 187 m
  • Schwierigkeitsgrad: mittel
  • Beschilderung: Stilisiertes Chartaque-Logo (Hauptroute schwarz auf weißem Grund, Nebenstrecken und Zuwege braun auf hellbraunem Grund
  • Wegbeschaffenheit: asphaltierte Wege in den Ortschaften, sonst überwiegend geschotterte Forstwege, Wald- und Feldwege
  • Wanderempfehlung: 2 oder 3 Tagesetappen. Wer das ambitionierte Wandern in den Vordergrund stellt, läuft den Weg in zwei Tagesetappen mit Sternenfels als Zwischenstopp. Soll der Kultur- und Landschaftsgenuss mehr Zeit erhalten, bieten sich drei Etappen mit den Etappenzielen Kürnbach und Maulbronn an.
  • Ausrüstung: Feste Wanderschuhe und Tagesproviant (vor allem am 1. Tag: hier gibt es unterwegs keine Einkehrmöglichkeit unmittelbar an der Strecke).
  • Themen: Eppinger Linien, Erbfolgekrieg, Fachwerk
  • Besonderheiten: Zeitreise in Fachwerkorte
  • Freizeitmöglichkeiten: Fachwerkstadt Eppingen, UNESCO Weltkulturerbe 'Kloster Maulbronn', Dorfmuseum Steinhauerstube Schmie (mit Modell der Eppinger Linien), Schlossberg Sternenfels

 

Der Eppinger-Linien-Weg auf Outdooractive.

Ein spezielles Faltblatt zum Eppinger Linien-Weg erhalten Sie im Naturparkzentrum oder per Post über die Broschürenbestellung.

Untenstehend (bitte scrollen) stellen wir Ihnen in der Reihenfolge entlang des Wanderwegs von N nach S die Skulpturen und Installationen an den Eppinger Linien vor, die im Sommer 2014 durch den Gemminger Künstler Hinrich Zürn erstellt wurden.

Die Übergabe der Skulpturen an die Öffentlichkeit erfolgte im Rahmen eines Festaktes am 25. September 2014 im Bürgersaal, Rathaus Eppingen.

Einführung Naturparkvorsitzender Andreas Felchle zur Übergabe der Skulpturen

Allgemeiner Hintergrund

Das Kriegsgeschehen rund um den Bau der Eppinger Linien, insbesondere die Zerstörung ganzer Landstriche am Oberrhein, kann als Grundstein für die Entstehung der deutsch-französischen „Erbfeindschaft“ gelten. 17. und 18. Jahrhundert waren in der Region geprägt durch jahrzehntelange Kriegshandlungen, Devastationen, Hungersnöte und bäuerliche Armut – ganz im Kontrast zum Prunk der barocken höfischen Gesellschaft. Die historischen Geschehnisse in der Region können - zumindest aus europäischer Sicht - als weltgeschichtliche Ereignisse gelten - Geschichte verbunden mit spannenden Geschichten. Zugleich lassen sich vielfältige aktuelle Bezüge herstellen: von der Erbfeindschaft zum deutsch-französischen Freundschaftsvertrag 1963, von zerstörerischen Kriegsfolgen zu den Errungenschaften einer 70jährigen deutsch-französischen Friedensperiode, von barocker Nationalstaaterei zu einem vereinten Europa in friedlicher Nachbarschaft.

Gerade die spannenden geschichtlichen Hintergründe in Verbindung mit den noch vorhandenen historischen Anlagen können als authentisches Alleinstellungsmerkmal des Eppinger Linienweges gelten. Die Eppinger Linien können als Fenster zum regionalen Kulturerbe verstanden werden. Für die Zielgruppe der Jugendlichen bieten sie Ansatzpunkte für fächerübergreifende schulische und außerschulische Bildung und Gelegenheit, Heimatgeschichte erlebbar zu machen. Bislang sind diese Informationen  entlang des Weges nicht oder nur bruchstückhaft aufbereitet. Das Vergrößern, Abdrucken und Aufhängen von geschichtlichem Lehrbuchwissen auf Informationstafeln wird dem Ansatz einer zeitgemäßen Informationsvermittlung, Kultur- und Landschaftsinterpretation nicht gerecht.

Die Gestaltung des Eppinger Linienwegs als künstlerisch-historischer Wanderweg greift diesen Ansatz auf. An mehreren Stationen entlang der Eppinger Linien werden dazu als Gesamtkunstwerk erlebbare künstlerische Installationen platziert, die zugleich die genannten thematischen Inhalte transportieren. Und zwar in einer symbolhaften Darstellung, die nicht nur einer kleinen Kunstelite zugänglich sein soll, sondern die der Bevölkerung Denkanstöße und Impulse auch für das Leben hier und jetzt bietet.

 

Der Künstler

Hinrich Zürn

www.h-zuern.de

Vita

  • geb. 1970 in Heilbronn
  • aufgewachsen in Stebbach / Eppingen
  • 1989 Abitur am Gymnasium Eppingen (Scheffelpreis)
  • 1994/2001 Studium der Malerei an der Hochschule der Bildenden Künste Saar, Saarbrücken und der Ecole Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Dijon, Burgund
  • 2002 Ernennung zum Meisterschüler von Prof. B. Baumgarten, HBK Saar, Saarbrücken
  • seit 1999 längere künstlerische Arbeitsaufenthalte in Rumänien, Spanien, Frankreich, Schweiz und Ägypten
  • seit 2001 lebt und arbeitet er freischaffend am Streichenberg bei Gemmingen im Kraichgau

Der Künstler Hinrich Zürrn

Die Skulpturen von Hinrich Zürn

Skulpturenstandort

Stadtwald Eppingen, östlich des Turnerheims / Villa Waldeck

Hintergrund

1689 erging der Befehl Ludwigs XIV., die Pfalz zu zerstören. Diese Strategie der verbrannten Erde bildete die Grundlage für eine fast 300 Jahre währende „Erbfeindschaft“ zwischen Frankreich und Deutschland.

Konstrukte aus überlieferten Vorurteilen, vermischt mit verzerrten Feindbildern, stehen auch heute am Beginn vieler kriegerischer Konflikte.

Wurde aus den Kriegshandlungen des Barock der Begriff der Erbfeindschaft geboren, so schauen wir heute auf rund 70 Jahre Frieden und 50 Jahre Deutsch-Französischen Freundschaftsvertrag zurück. Die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft wurde 1950 zwischen Ludwigsburg und Montbéliard geschlossen, Eppingen hat mit Wassy seit 1967 eine Partnerstadt in der Champagne.

Skulptur

An einem Ort, der der Abwehr des Feindes diente, schafft die Skulptur einen Ort der Begegnung.

In der Mitte der Installation greifen zwei abstrakte Blöcke aus Stahlblechen aufeinander zu. Die beiden Figuren scheinen ähnlich und sind doch verschieden. Die Art der Begegnung ist nicht festgelegt: Wird es ein Händeschütteln, wird es ein Ringen?

Sechs Tischgruppen und zwei Grills laden zum Verweilen ein. Eine Sichtachse durch die beiden Blöcke der Skulptur liegt zwischen den Feuerstellen. Der Blickkontakt, die Begegnung, wird unausweichlich.

Vier Eichen stehen als lebendige Zeichen für das weitere Wachstum der deutsch-französischen Freundschaft im Allgemeinen und der Partnerschaft zwischen Eppingen und Wassy im Besonderen.

Und heute?

www.welt.de/welt_print/article758560/Moegen-Sie-die-Piresen.html

Elet es Irodalom, 9. März 2007 Nach Umfrage-Ergebnissen lehnen immer mehr Ungarn die Einwanderung der Piresen ab. Piresen: Nie gehört? Das ist eine Volksgruppe, die extra für eine Umfrage erfunden wurde, um die Stimmung in der Bevölkerung gegenüber realen Minderheitengruppen - Roma, Deutsche, Slowaken, Serben - mit Gefühlen gegenüber einer fiktiven Ethnie vergleichen zu können. Gusztav Megyesi kommentiert die Einstellung der Ungarn: "… Sie hassen die Piresen in erster Linie, weil sie keinen einzigen Piresen kennen. Persönliche Begegnungen würden ihnen vielleicht helfen, Vorurteile abzubauen."

Begegnungen reduzieren Vorurteile: Mit der Skulptur soll ein Ort der Begegnung im Naturpark, in geschichtsträchtiger Umgebung geschaffen werden. Die Installation stellt einen idyllischen Ort friedlicher Natur als Gegenpol zur kriegerischen Auseinandersetzung, zu Vorurteilen und Ressentiments dar.

Skulpturenstandort

Stadtwald Eppingen, ca. 100 m südlich des Wanderparkplatzes an der L1110 zwischen Eppingen und Kleingartach (Chartaque oberhalb des Ottilienbergs)

Hintergrund

In historischen Filmen und Romanen wird die Barockzeit gerne als Zeit höfischen Prunks dargestellt. Ob Versailles oder Schwetzingen, Rastatt, Ludwigsburg oder Bruchsal - prunkvolle Schlösser und Kirchen dominieren auch die touristische und geschichtliche Aufarbeitung dieser Zeit. Vergoldete Engel, gepuderte Perücken, kunstvoll angelegte Gärten repräsentieren aber nur 3% der Bevölkerung, den Adel und den Klerus. Die Lebensumstände der arbeitenden Bevölkerung, der Bauern und Handwerker, standen dazu in größtem Kontrast. Kriegshandlungen, Abgaben, Frondienste oder auch nur die Rücksichtnahme auf herrschaftliche Jagdreviere sorgten für dauerhafte Armut und viele Hungersnöte in der Bevölkerung.

Die Skulptur

Wir alle sitzen täglich zu Tisch. Doch wie verschieden ist das, was auf den Tisch kommt? Biegt sich der Tisch unter verschwenderischer Fülle oder bleibt der Tisch leer? Unterschiedliche Tischformen – edel oder grob, stilvoll oder roh – stehen oft schon symbolhaft für die Lebensumstände eines Menschen. Der Tisch aus rostendem Eisen symbolisiert den Gegensatz von Arm und Reich. Die Skulptur zeigt einen Tisch mit ungleichen Seiten. Die kurze, reiche ist präzise geschnitten, mit barocken Ornamenten verziert. Die lange, arme Seite wirkt rau, die Tischplatte wurde grob geschlitzt, so dass sie aus einzelnen Bohlen zu bestehen und auf wackeligen Beinen zu stehen scheint.

Und heute?

Auch im Deutschland des 21. Jahrhunderts ist Vermögen nicht gleichmäßig verteilt: Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung weist für die Verteilung der Privatvermögen in Deutschland aus, dass die ärmere Hälfte der Bevölkerung lediglich ein Prozent des Nettovermögens besitzt, wohingegen die vermögensstärksten 10 % der Bevölkerung 53 % des Vermögens ihr Eigen nennen.  Die Schere zwischen Arm und Reich klafft zunehmend weiter auseinander. Es gilt die Balance zu halten zwischen akzeptierter Ungleichheit als Ausdruck unterschiedlicher individueller Leistungen, Fähigkeiten und Qualifikationen sowie sozialem Ausgleich und gerechter Teilhabe am Wohlstand für möglichst alle Bevölkerungsteile. Hierdurch werden sozialer Friede, gesellschaftlicher Zusammenhalt und eine lebendige Demokratie aufgebaut und gesichert.

Skulpturenstandort

Am Gemarkungsdreieck Sulzfeld, Kürnbach, Zaberfeld-Ochsenburg, ca. 800 m westlich des Gästehofs am Bühlweinberg in Ochsenburg.

Hintergrund

Im Schachspiel wird ein eigener Bauer geopfert, um einen Vorteil über den Gegner zu erlangen.

Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurden ganze Landstriche mit ihrer Bevölkerung von den Herrschern als Verfügungsmasse begriffen. Mit der Taktik der verbrannten Erde wollte Ludwig XIV. Kraichgau und Kurpfalz als militärisches Aufmarschgebiet zerstören. Der Türkenlouis „opferte“ Rheinebene und Kraichgau im Vorland der Eppinger Linien, um Truppen in die Niederlande verlegen zu können, wo er die entscheidende Schlacht erwartete. Die Menschen verhungerten in den Dörfern und Städten wegen der ihnen auferlegten Truppenversorgung, starben an von den Soldaten eingeschleppten Krankheiten und mussten wegen der Fronarbeit an den Schanzen die Feldarbeit vernachlässigen. Es spielte kaum eine Rolle, ob sich das gegnerische oder das eigene Heer in der Nähe aufhielt. Eppingen war während des Pfälzischen Erbfolgekriegs nie Schauplatz einer Schlacht. Dennoch stieg die Sterberate von unter 20 Bürgern pro Jahr zwischen 1682 und 1687 auf mehr als 50 Bürger pro Jahr zwischen 1688 und 1694.

Die Skulptur

Auf dem 43 m² m großen Schachbrett stehen auf den Grundlinien zwei 2,4 m hohe, mit der Kettensäge geschnitzte Könige, die einem riesigen Schachspiel entlehnt zu sein scheinen. Die Bauern sind ca. 70 cm hoch. Um die Könige stehen jeweils gedrechselte und schwarz bzw. weiß bemalte Bauern, zur Mitte erfolgt ein Übergang hin zu menschlichen, farbig gefassten und durcheinander stehenden und liegenden Figuren. Eine Zuordnung zu den beiden Königen ist nicht mehr möglich.

Die Figuren stehen für die Menschen als Verfügungsmasse, für die leidende Bevölkerung, ob aktiv am Krieg teilnehmend oder nicht, für das Bauernopfer in den Schachzügen der Herrscher.

Und heute?

Hängen nicht die Menschen weltweit von Investitionsentscheidungen großer Unternehmen und Konzerne auf globalisierten Märkten ab? Deren Umsatzerlöse übertreffen die Haushaltseinnahmen von Ländern wie z.B. Österreich. Ihre Investitionsentscheidungen bestimmen in hohem Maße das wirtschaftliche Wohlergehen ganzer Regionen. Spekulationen auf den Finanzmärkten bringen Volkswirtschaften an den Rand des Ruins und Sparer um ihre Altersvorsorge. Moderne Bauernopfer?

Skulpturenstandort

Kürnbach, Aussichtspunkt Altenberg

Hintergrund

Große Edelstahlspiegel mit barockisierendem Holzrahmen greifen unterschiedliche Facetten des Themas "Weitblick" auf. Der Türkenlouis bewies militärstrategischen Weitblick, als er erkannte, dass die Entschidungsschlacht im Pfälzer Erbfolgekrieg nicht am Oberrhein stattfinden würde. Um möglichst viele Truppen in die Niederlande verlegen zu können, ließ er eine mit geringer Truppenstärke zu verteidigende Linie zwischen Neckargemünd und Pforzheim errichten. An Orten mit weitem Ausblick wie etwa am Kürnbacher Altenberg wurden Wachtürme errichtet, um feindliche Truppenbewegungen beobachten zu können.

Und heute?

Die herrlichen Ausblicke über den Kraichgau bereichern die Wanderung auf dem Eppinger Linien-Weg.
Nach dem II. Weltkrieg zeigten Konrad Adenauer und Charles de Gaulle politischen Weitblick, indem sie mit ihrem System institutionalisierter deutsch-französischer Begegnungen auf allen Ebenen die Basis für den deutsch-französischen Freundschaftsvertrag (1963) legten und die "Erbfeindschaft" der beiden Nachbarn durch eine (mittlerweile 70jährige) Friedensperiode ablösten.
Die beiden großen Spiegel erlauben das Spiel mit der Perspektive: aus Sicht des Angreifers oder des Verteidigers, vor oder hinter der Linie. Verzerrungen der Spiegelbilder greifen die Vorgehensweise der Kriegspropaganda auf, Zerrbilder des "Feindes" zu verbreiten um damit die Bevölkerung und die Armee auf den Krieg einzustimmen.

Skulpturenstandort

Am Waldrand südlich des Leonbronner Sportplatzes

Hintergrund

Ob 30jähriger Krieg oder Pfälzischer Erbfolgekrieg: die Bevölkerung litt während der Barockzeit wiederholt unter der Brandschatzung und Plünderung der Dörfer und der Verwüstung der Fluren. So lagen 1697 in Dürrmenz-Mühlacker 370 Morgen Äcker brach, in Großglattbach und Wiernsheim mehr als 1200 Morgen. Neben dem Wiederaufbau mussten die Dörfer auch noch die Versorgung der Armeen – und zwar sowohl der französischen als auch der kaiserlichen -  leisten und wurden zum Bau der Schanze gezwungen. Jedes Dorf hatte eine bestimmte Zahl Schanzer zu stellen – auch die Dörfer, die vor den Linien lagen und gar nicht durch sie geschützt wurden.

Nach Schätzungen beläuft sich die Zahl der Schanztage zwischen Juli 1695 und Mai 1697 auf 370.000.  Es wurden 17.900 Palisaden gesetzt und 1.640.000 Kubikmeter Erde von Hand bewegt, um den 2,5 m tiefen und 5 m breiten Graben durch Erdreich und Fels zu ziehen. Oft war es mehr ein Kratzen als ein Graben.

Skulptur

Vor einer Palisadenreihe aus Eichenstämmchen steht eine Skulptur. Sie zeigt abstrahierend einen gebeugten Menschen, der eine schwere Last trägt. Mit dem großen, schweren Sandstein aus Mühlbach symbolisiert sie die Mühsal und Plackerei bei der Errichtung der Schanze und erinnert zugleich an das erforderliche Durchhaltevermögen beim Wiederaufbau immer wieder zerstörter Dörfer.

Das Dauerhafte, Schwere des Sandsteins kontrastiert mit dem vergänglicheren, leichteren Material Holz.

An den Palisaden befestigte Raspeln laden ein, Durchbrüche in der Palisadenwand zu vergrößern. In Umkehrung der Fronarbeit bei der Errichtung der Schanze, zu der die meisten Arbeiter gepresst wurden, können die Besucher der Installation am „Niederreißen“ der Schanze, der trennenden Linie, mitwirken. 

Und heute?

Die Menschen, die unter widrigen Bedingungen die Eppinger Linien errichtet haben, die Gräben von Hand ausgehoben, die Erde von Hand aufgeschichtet, die Bäume für den Verhack nur mit Äxten gefällt und ihre Häuser immer wieder aufgebaut haben, sind längst vergangen. Die Eppinger Linien sind aber noch an vielen Stellen in der Landschaft sichtbar und erinnern an die Menschen und ihr Leid  und gemahnen zugleich an ein friedliches Miteinander.

Frieden besteht nicht von allein, er muss mühsam erarbeitet und aktiv erhalten werden.

Skulpturenstandort

Am Waldrand westlich von Diefenbach (Verlängerung Lerchenstraße).

Geschichtlicher Hintergrund

Wo die Ausformung der Landschaft eine gute Verteidigungssituation bot, z. B. steile Hänge, wurde oft auf die Anlage eine Schanze verzichtet. Man begnügte sich mit der Einrichtung eines 40 bis 100 Meter tiefen Verhacks. Dazu wurden Bäume kreuz und quer so übereinandergefällt, dass sie für eine Armee ein undurchdringbares Dickicht darstellten. Auf waldleeren Abschnitten (z. B. bei Diefenbach) mussten dazu Bäume oft weit herbeigeschleppt werden. Ein solcher Verhack erhielt die treffende Bezeichnung "geschleppter Verhack". Für die verarmte Bevölkerung lag es nahe, wenigstens den Brennholzbedarf bei Nacht aus dem Verhack zu decken. Da dadurch im Verhack Gassen entstanden, wurde dies als Verbrechen angesehen und strenge Bestrafung angedroht.

 Und heute?
Heute muss uns kein Verhack vor französischen Truppen schützen.
Leben wir deshalb sorgenfrei? Stattdessen sind die Menschen  hin- und hergerissen zwischen wachsenden Anforderungen des Lebens in allen Lebensbereichen - Arbeit, Familie, Freizeit,  leiden unter Arbeitsverdichtung oder Ängsten vor Arbeitsplatzverlust, Armut in der Rente oder Krankheit. Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen haben sich in den vergangenen Jahren bei Arbeitnehmern zum zweithäufigsten Grund für Fehltage entwickelt. Fast jeder fünfte Arbeitnehmer fühlt sich einer Studie zu Folge überfordert, 43 Prozent der Berufstätigen in Deutschland klagen über wachsenden Stress.Die Lebenssituation wirkt oft beschwerlich, manchmal aussichtslos, wir fühlen uns ausgebrannt, gefangen im ganz persönlichen Verhack. 

Der Schritt ins Freie, das Überwinden des individuellen und gesellschaftlichen Verhacks, menschengerechte Gestaltung der Arbeitsbedingungen in einem sich stark wandelnden, verflochtenen Gefüge von Arbeit und Privatleben ist Ziel und Herausforderung.

 Skulptur
Rund 18.000 Palisaden wurden beim Bau der Eppinger Linien gesetzt. Zumeist beim Bau der Chartaquen und Schanzen (Redouten, Sternschanzen), aber auch im Graben als zusätzliches Hindernis.
Bei der Skulptur "Verhack" wird das Element der Palisade künstlerisch verwandt, um den Eindruck des unüberwindlichen Hindernisses, der Bedrohung und des Gefangenseins zu erzeugen.

Ein mit Palisaden eingefasster Raum, ca. 5 x 10 m groß und 3 m hoch, wird von einzelnen Palisaden-Pfosten in verschiedenen Höhen wie von Pfeilen durchbohrt und dadurch kaum begehbar. Ein Gang durch den Raum ist möglich und führt zu einer Stelle, an der viele Palisaden mit den Spitzen gegen den Betrachter gerichtet sind. Die Konzentration führt zu einer bedrohlichen Wirkung. Diagonalen versperren Weg und Sicht, das Gefühl des Gefangenseins im Palisadenraum stellt sich ein.

Janice Wimmer, Rémi Regazzoni

Skulpturenstandort

An der Eppinger Linie im Staatswald nördlich Maulbronn, Verlängerung Hilsenbeurer Straße

Hintergrund

Das Maulbronner Kloster geht auf eine Ordensniederlassung der Zisterzienser aus dem Jahr 1147 zurück. Der Orden der Zisterzienser wurde Ende des 11. Jahrhunderts im burgundischen Cîteaux nahe Dijon durch Robert von Molesme gegründet. Die Klosteranlage entwickelte sich durch das fortschrittliche Wirken der Mönche schnell zu einem wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Zentrum der Region.

Das Königreich Burgund zählte in jener Zeit zum römisch-deutschen Kaiserreich. Unter Karl dem Großen umspannte das fränkische Königreich noch weite Teile des heutigen Deutschlands und Frankreichs, bevor seine Erben das Reich in einen West- und einen Ostteil trennten. Die gemeinsamen Wurzeln geraten immer wieder in Vergessenheit. Stattdessen stand der Streit um das Erbe, den Mittelteil des Reiches, häufig im Mittelpunkt des deutsch-französischen Verhältnisses.

Das Maulbronner Kloster war im 17. Jahrhundert Teil der Eppinger Linie. Insbesondere sollten die Mühle und die Großbäckerei vor französischem Zugriff geschützt werden, um nicht die Ernährung der feindlichen Truppen zu unterstützen. Die äußeren Wehrmauern rund um den Schafhof waren in die Schanzanlagen einbezogen. Der Judenturm wurde durch einen hölzernen Aufsatz als Chartaque verwendet.

Exkurs: Nach naturpsychologischen Studien bestehen weltweit sehr einheitliche Vorstellungen über den Aufbau schöner Landschaften. Wohl noch geprägt von den Bedürfnissen unserer steinzeitlichen Vorfahren an ihren Lebensraum gilt eine baumbestandene Savanne als Idealtypus einer Landschaft.

Die Skulptur

Im Wald bei Maulbronn zeigen vier große Fotowände – gestaltet durch die französischen Fotokünstler Janice Wimmer und Rémy Regazzoni - das Panorama eines französischen Waldbildes. Es entsteht ein Raum der Reflektion und der Besinnung, auch der Verunsicherung durch Spiegelungen und Wiederholungen, welche zum genauen Betrachten auffordern. Man steht im Wald, fühlt sich aber dennoch der Natur entrückt und wird in eine künstliche Welt geführt. Französische Natur, französische Kultur treten in Kommunikation mit der deutschen Natur und Kultur.

„Das Bild dieses französischen Waldes wurde am Computer verändert, um Teile des Motivs zu wiederholen. Diese Form der „Selbstreproduktion“ ist der Natur vergleichbar, die sich auch ständig erneuert. Der natürliche Kreislauf, die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft scheinen in einem einzigen Panorama vermengt zu sein, in das wir uns versenken – wie durch ein Labyrinth angezogen.

Die vier Fototafeln sind die Wände eines Interieurs, in das der Zuschauer eintritt. Ein Dialog zwischen dem abgebildeten Wald und dem realen Wald bahnt sich an. Der Dialog entwickelt sich abhängig vom Wetter, den Jahreszeiten, den Pflanzenarten, die im Blickfeld erscheinen… Wo liegen die Übergänge zur Natur mit ihrem Kreislauf der Erneuerung?

Entlang einer alten Verteidigungslinie aufgestellt zeigt uns das Werk, was nach dem Krieg, nach der Menschheit, nach dem Verschwinden der letzten Spuren unserer Geschichte sein könnte. Es verweist uns auf unsere Sterblichkeit und hinterfragt unseren Platz in der Welt. Dieses Hinterfragen ist heute umso wichtiger, als der Mensch die Natur gleichermaßen als heilig verehrt und sie zerstört.“

« L’image de cette forêt française a été transformée informatiquement de manière à en répéter le motif. Cette forme d’ « auto-reproduction » est comparable à la nature qui se régénère constamment. Le cycle naturel, le passé, le présent et l’avenir semblent se confondre dans une seule vue panoramique devant laquelle nous acceptons de prendre notre temps comme attiré dans ce labyrinthe.

Ces 4 panneaux photographiques sont les cloisons d’un « intérieur » dans lequel le spectateur s’introduit. Un dialogue se noue entre la forêt représentée et celle bien réelle du lieu d’installation de l’œuvre. Dialogue qui évoluera en fonction de la météo du jour, des saisons, des espèces végétales qui apparaîtront dans le champ de vision… Que peut bien représenter, signifier les frontières pour la nature et son mouvement inéluctable de renouvellement ?

Installée le long d’une ancienne ligne de défense, cette œuvre nous laisse envisager ce qu’il pourrait advenir après la guerre, après l’humanité, après la disparition des dernières traces de notre histoire. Elle nous renvoie à notre condition de mortel et questionne notre place dans le monde. Questionnement d’autant plus important aujourd’hui que l’homme sacralise la nature aussi bien qu’il la détruit. »

Janice Wimmer und Rémi Regazzoni

 

Wie sich der Wald nach Sturmschäden oder einem Kahlschlag regeneriert, wenn er in Ruhe gelassen wird, so wachsen nach einem Krieg neue Generationen heran. Der Kreislauf des Lebens geht weiter. Spuren in der Natur werden wie die Eppinger Linie von der Natur zurückerobert und überwachsen.

Und heute?

Gerade am Standort Maulbronn wird die über Jahrhunderte verwobene gemeinsame Geschichte Deutschlands und Frankreichs ersichtlich.

Nach dem „Import“ von Kultur und Landschaftsgestaltung aus Cîteaux durch die Zisterziensermönche in Maulbronn findet erneut ein kultureller Austausch durch die Schaffung dieses Werkes durch französische Künstler in Kooperation mit einem deutschen Künstler statt. Das importierte Waldbild aus Frankreich ist für sich genommen bereits ein Zeichen des Friedens, der guten Verständigung und Nachbarschaft zwischen Deutschland und Frankreich.

Wir müssen uns unserer gemeinsamen Wurzeln stets bewusst sein – und die kulturellen Unterschiede als Bereicherung empfinden.

Skulpturenstandort

Ötisheim,  am Sauberg an der Gemarkungsgrenze zu Mühlacker

Hintergrund

Das 17. Jahrhundert war gekennzeichnet durch einen praktisch 100jährigen Kriegszustand oder mindestens Kriegsbedrohung. Durch Kampfhandlungen, Kontributionen oder die Taktik der verbrannten Erde wurden große Teile der Region immer wieder verwüstet und entvölkert.

1692 fand die Schlacht bei Ötisheim statt. Nach dem Sieg der Franzosen wurden Ötisheim, Knittlingen, Bretten, Lienzingen, Kieselbronn niedergebrannt, 1693 wurde auch Illingen zerstört. Von Ötisheim blieben lediglich Kirche, Pfleghof und Rathaus stehen. Die Bevölkerung wurde buchstäblich bis aufs letzte Hemd ausgeplündert. Dürrmenz und Mühlacker wurden so gründlich ausgeräumt, dass "d'Spatze zur Platte hinauf sind, weil's bloß dort noch ebbes für sie zum Fressen geben hat". Fünf Jahrzehnte nach dem dreißigjährigen Krieg stand die Bevölkerung erneut am absoluten Nullpunkt. Über Dürrmenz-Mühlacker berichtet der Vogt von Maulbronn im Jahr 1697: In dem Flecken liegen schon seit vielen Jahren ... Äcker brach. ... Die Zahl der Einwohner beträgt zur Zeit noch 65 Mann. Vor diesem Krieg war der Ort noch 175 Mann stark".

Und heute?

Im Jahr 2013 wurde das 50jährige Jubiläum des unter Adenauer und de Gaulle geschlossenen deutsch-französischen freundschaftsvertrages gefeiert. Seit dem II. Weltkrieg lebt Deutschland in einer 70jährigen Friedensperiode mit Frankreich. Aus "Erbfeinden" wurden  gute Nachbarn. Die Folgen?

Die geschätzten Erbschaften in Deutschland belaufen sich derzeit auf jährlich mehr als 200 Mrd. €. Das Nettovermögen der Privathaushalte hat sich allein in den letzten 20 Jahren von 4,6 auf rund zehn Billionen Euro mehr als verdoppelt. Vererbtes Vermögen statt verbrannter Erde: Der Ertrag des Friedens. Kosovo, Syrien, Irak oder Israel zeigen: Frieden ist auch heute nichts Selbstverständliches.

Die Skulptur

Stilisierte Gebäude aus Eichenholz, teilweise verkohlt, erinnern an die Brandschatzungen vor gut 300 Jahren. Die aktuellen, stark zerbeulten und verbogenen Ortsschilder der seinerzeit betroffenen Orte schaffen einen Bezug in die Gegenwart.

Hinrich Zürn, Rahmenentwürfe Thomas Stopp-Ultes

<Kunst wischt den Staub des Alltags von der Seele> Pablo Picasso

Skulpturenstandort

Am Sauberg, Gemarkung Mühlacker, nordöstlich Öt.-Schönenberg

Hintergrund

Als Einführung in den Eppinger Linien-Weg als künstlerisch-historischen Wanderweg und als Zusammenschau der Installationen zwischen Eppingen und Mühlacker wurde eine Ausstellung acht großformatiger Bilder in den lichten Eichenwald am Sauberg gehängt.

Die goldenen Einfassungen imitieren, modern umgesetzt, einen barocken Rahmen und ermuntern so den Betrachter durch das Täuschen der Wahrnehmung genau hinzusehen.

Ergeben die in den Bäumen hängenden Großformate eine poetisch anmutende Galerie, so mahnen doch die Themen der Bilder, uns die schwierigen Lebensumstände der einfachen Bevölkerung im Barockzeitalter vor Augen zu führen und fordern auf, unser Leben daran zu messen.

Die Motive der Bilder zeigen die Themen der acht weiteren Stationen.

Folgenden Museen informieren über die geschichtlichen Hintergründe zur 'Eppinger Linie'

 

Stadt- und Fachwerkmuseum 'Alte Universität'

Altstadtstraße / Fleischgasse 1

75031 Eppingen

Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von 14 bis 16 Uhr

Broschüre als .pdf


Im Stadt- und Fachwerkmuseum Eppingen ist eine attraktive Abteilung mit Modellen und Exponaten den Eppinger Linien gewidmet.  Herzstück der Ausstellung ist ein detailreiches Modell, das Haupt- und Werkrealschüler aus Schopfheim um ihren Lehrer Werner Störk entworfen und gebaut haben. Mehr als 1000 Einzelteile vermitteln ein lebendiges Bild von der Errichtung der großen Militäranlage. Auch die Auswirkungen des Kriegsgeschehens auf die einfache Bevölkerung wird thematisiert. 

 

Steinhauerstube Schmie

Hauptstraße 1

75433 Maulbronn

Öffnungszeiten: von April bis Oktober jeweils den 1. und 3. Sonntag des Monats von 14 bis 17 Uhr

Broschüre als .pdf

 

Der erste aus Schmie stammende und zugleich bedeutendste Steinhauer war Conrad von Schmie. Seine Spuren hat er im naheliegenden Zisterzienserkloster 'Steinhauerstube' Maulbronn zwischen 1493 und 1517 hinterlassen.

Skulptur "Verhack", Diefenbach
Eppinger Linien, rekonstruierte Chartaque im Stadtwald Eppingen, Bild (C) Claudia Fy
Bild (C) Claudia Fy
Grabensystem, Bild (C) Claudia Fy
Blick auf Ötisheim, Bild (C) Claudia Fy

Dieses Projekt wird gefördert nach der Verwaltungsvorschrift des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz zur Gewährung von Zuwendungen für Naturparke in Baden-Württemberg (VwV NPBW) aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg, der Lotterie Glücksspirale und der Europäischen Union (ELER).

Weitere Infos zu den Zielen der Europäischen Union zur Entwicklung des Ländlichen Raums 2014 - 2020

www.ec.europa.eu


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