
Die Europäische Wildkatze ist in einigen Waldlandschaften wieder auf dem Vormarsch. Jeder kennt ihre Verwandten, die Hauskatzen, doch die Wildkatzen bekommt man im Wald kaum einmal zu Gesicht. Sie ist deswegen für die meisten Menschen ein unbekanntes Wesen. Die Wildkatze galt in Deutschland seit 1912 als ausgestorben, doch im Stromberg wurden bereits 1968 Spuren und Zeichen entdeckt, die auf ein lautloses Rückkehren der Wildkatze in die Wälder des Naturparkes hindeuteten. Im Jahr 2010 gelang anhand einer überfahrenen Katze der genetische Nachweis von Wildkatzen im Naturpark, der mit acht weiteren genetischen Nachweisen im Rahmen einer vom Naturpark initiierten und betreuten Bachelorarbeit bestätigt werden konnte. Aktuell wird ein kleines Vorkommen mit etwa 10 bis 20 Tieren im Naturpark Stromberg- Heuchelberg vermutet. Der jüngste Nachweis im Naturpark gelang im November 2015 bei Knittlingen. Ein starker Kuder wurde an der B35 leider zum Verkehrsopfer. Das Tier wird präpariert und im neuen Ausstellungsmodul zur Wildkatze im Naturparkzentrum seinen Platz finden.
Wildkatzen sind Einzelgänger, die zurückgezogen und versteckt in ihren Revieren leben. Vor allem in urwüchsigen, naturnahen Wäldern schlafen sie meist tagsüber und jagen nachts. Sie sehen den wildfarbenen, d.h. grau getigerten Hauskatzen ähnlich und werden deswegen oft mit ihnen verwechselt. Wildkatzen ernähren sich hauptsächlich von Mäusen. Die Wildkatze ist eine der seltensten einheimischen Säugetierarten. In der Roten Liste Deutschlands ist sie als gefährdet eingestuft.
Die Wildkatze (Felis silvestris) gehört in der Ordnung Carnivora (Raubtiere) der Familie der Felidae (Katzen) an. Sie ist mit der Hauskatze verwandt, diese stammt jedoch von der Unterart Nubischen Falbkatze (Felis silvestris lybica) ab und wurde vermutlich von den Römern aus Afrika nach Europa gebracht. Im Unterschied zu Hauskatzen bleiben Wildkatzen selbst in Gefangenschaft meist scheu und lassen sich nur selten zähmen.
Steckbrief
Name | Europäische Wildkatze (Felis silvestris silvestris) |
Größe | 70- 100 cm bis zur Schwanzspitze, etwas größer als eine Hauskatze |
Gewicht | 3 - 8 kg |
Alter | 7-10 Jahre, in Gefangenschaft bis 15 Jahre |
Aussehen | Grundfarbe ockergrau, wie trockenes Gras, verwaschen, nicht kontrastreich getigert, buschiger Schwanz mit dunklen Ringen und stumpfem, schwarzem Ende, besonders im Winterfell gedrungen und kräftiger als die Hauskatze wirkend |
Nahrung | weit überwiegend Mäuse und kleine Nagetiere, seltener Eidechsen, Fische, Kleinvögel, Frösche, Insekten |
Aktivität | vorwiegend nachtaktiv, in ruhigen Gegenden auch tagaktiv |
Lebensraum | ruhige, naturnahe Wälder mit Lichtungen, Altholz und Gewässern |
Verbreitung | Schottland bis Südosteuropa, Schwerpunkte auf dem Balkan, in Italien, Spanien, Frankreich und Südwestdeutschland; in Deutschland 5000 bis 7000 Tiere, verteilt auf zahlreiche kleine Populationen |
Nachwuchs | nach 63-69 Tagen Tragzeit im Frühjahr zwei bis vier Junge |
Pfotenabdruck | Rundlicher Umriss der Ballen und 4 Zehen, aber keine Krallen im Abdruck (kein Unterschied zur Hauskatze) |
Reviergröße | Weibliche Tiere zwischen 300 und 1000 ha Männliche Tiere 500 bis 3000 Hektar |
Gefährdung | auf der Roten Liste der Säugetiere als stark gefährdet eingestuft |
Verbreitungsgebiet
Die Wildkatze war bis ins 20. Jahrhundert in Europa weit verbreitet. Aufgrund Lebensraumverlust (Entwaldung, Ackerbau, Viehzucht) und gezielter Verfolgung, vor allem vom späten 17. bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts, sind die Wildkatzen stark dezimiert worden und sie konnten sich, wenn überhaupt, nur in den größeren Waldgebieten halten. Die Gründe für die intensive Bejagung in dieser Zeit waren vielfältig: Wildtiere wurden als Bedrohung der Haustiere gesehen, zum Nahrungserwerb oder für adeliges Jagdvergnügen gejagt.